Kasperls Wurzeln
(Gyula Molnar, Francesca Bettini, Kaufmann & Co.)

Über Jahrtausende haben viele das Abenteuer auf sich genommen die Unterwelt zu besuchen: Götter, mythische Helden, Dichter, für alle eine Reise, die einer Initiation gleichkommt und die man mit Kraft und aus starker Überzeugung antreten muss, denn unwiderstehlich ist die Macht des Schattenreiches auf die Seele. Doch unser Kasperl hat die unzähmbare Kraft des Holzkopfes und einen guten Grund: Seine Großmutter ist tot, und wer soll ihm jetzt den Kuchen backen. Sie muss zurück in die Küche, zurück an den Herd ...
Man weiß nicht, seit wann Kasperl schon zum Hades unterwegs ist. Tatsache ist, dass Kasperl nicht da ist, wenn die Vorstellung "Kasperls Wurzeln" beginnt. Seine alten Kumpane sind verloren ohne ihn. Molnàr hat wohl seine Axt in ein zu großes Stück Holz geschlagen, aber um seinen Stammbaum alle Ehre zu machen, ist er entschlossen, bis zum tiefsten Grund zu gehen ... und noch weiter ... zu den Wurzeln ...

Herr Molnár:
"Meine erste Begegnung mit Kasperl fand im Haus meines Großvaters statt, der Puppenspieler war. Als Kind erschreckte mich seine hämische Fratze, und ich hatte Mitleid mit dem armen Tod, der immer auf gemeinste Weise von ihm verprügelt wurde. Mein Großvater lebt nicht mehr. Meine Tante hinterließ mir eine Handvoll schlechtes Gewissen und die Aufgabe, ihre armselige kleine Wohnung, in der sie gelebt hat, aufzuräumen. Dabei entdeckte ich die in altes Zeitungspapier eingewickelten Kasperlpuppen. Sie waren verschimmelt und von Motten und Holzwürmern zerfressen. Trotz meiner großen Sorgfalt sind einige sofort zerbröckelt und in meinen Händen zu Staub zerfallen. So lösten sich vor meinen Augen sechs von den sieben Geißlein und Kasperls Großmutter in nichts auf. Nur wenige von ihnen konnte ich retten. Kasperl war nicht da, weder unter den Geretteten noch unter den Zerfallenen. Verschwunden. Das ist ein ernsthaftes Problem. Die Geschichte, die ich erzählen will, braucht ihn als Hauptdarsteller. Also: einer aus dieser zusammengewürfelten Gruppe von Überlebenden muss seine Rolle übernehmen."

Die Geschichte:
Kasperls Großmutter ist tot. Kasperl ist untröstlich, verliert den Appetit und will auch sterben. Kasperl geht in die Unterwelt, um seine Großmutter zurückzuholen, damit sie ihm wieder Kuchen backt. Am Eingang des Orkus versperrt ihm der Tod den Weg. Kein Lebendiger darf hinein. Sie prügeln sich, Kasperl stirbt endlich und darf eintreten. Im Totenreich findet er seine Großmutter, aber sie will nicht zurück an den Herd. Kasperl haut ihr mit der Keule auf den Kopf, wirft sie sich über die Schulter und macht sich auf den Weg. Kasperl weiß nicht, dass der Rückweg gefährlich ist: Man darf nie zurücksehen, sonst erstarrt man zu einer Säule aus Salz, oder Stein, oder Marmor, oder... jedenfalls zu etwas sehr Festem. Natürlich dreht sich Kasperl um, erstarrt, schlägt Wurzeln und verwandelt sich in einen Baumstumpf. Die Großmutter erwacht, sieht das Unglück und vergießt bitterliche Tränen. Der Tod tröstet sie.

Mitwirkende:
- Ein von Motten und Holzwürmern gequälter Wolf
- Ein Zicklein im relativ gutem Zustand
- Ein Schutzmann, den niemand kennt
- Ein Tod
- Ein schwangeres Krokodil
- Herr Molnár
- und seine verstorbene Tante, die ihm diese fünf Puppen hinterlassen hat

Produktion im Auftrag von Linz09 in Koproduktion mit FIDENA Bochum
Unterstützt durch den Fonds darstellende Künste und les Coproducteurs Anonymes

Spiel: Gyula Molnár, Alexandra Kaufmann, Eva Kaufmann
Regie und Konzept: Francesca Bettini, Gyula Molnár
Bühne: Francesca Bettini, Gyula Molnár
Text: Ensemble
Licht: Werner Wallner
Dauer: ca. 70 min

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Kartenpreise: auf Anfrage

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